Yoga vs. Pilates: Same same but different...
„Und, wie läuft dein Yoga-Studio?“ Diese Frage kennen wohl alle Pilates-Lehrer:innen und auch ich habe sie schon häufig von Familie, Freund:innen und Bekannten gestellt bekommen.
Das stört mich überhaupt nicht, obwohl ich dann schon nachdrücklich präzisiere, dass ich Pilates-Trainerin bin. Auf jeden Fall ist es Grund genug, in diesem Beitrag genauer darauf einzugehen, warum Yoga und Pilates so häufig verwechselt werden. Denn auch wenn sie auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, sind sich Yoga und Pilates nicht so nahe wie viele meinen.
Wenn du mehr über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Sportarten erfahren möchtest oder dich fragst, welche Disziplin besser zu dir passt, findest du in diesem Artikel jede Menge nützliche Infos.
Geschwister im Geiste? - Ähnlichkeiten zwischen Yoga und Pilates
In beiden Sportarten steht eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers im Mittelpunkt. Sie sind sanft und gelenkschonend, aber trotzdem sehr effektiv. Sowohl durch Yoga als auch Pilates kannst du deine Muskulatur stärken, Verspannungen lösen und deine Beweglichkeit verbessern.
Außerdem zielen beide Sportarten darauf ab, Körper und Geist in Einklang zu bringen und helfen dabei, sich auf den eigenen Körper zu besinnen, Entspannung und Konzentration zu fördern und Stress zu reduzieren. Die Atmung spielt in beiden Disziplinen eine wichtige Rolle.
Yoga und Pilates sind außerdem sehr facettenreich. Es gibt mehr als 90 Arten von Yoga, die bekanntesten sind Hatha, Yiengar, Vinyasa, Bikram, Ashtanga und Kundalini. Im Pilates gibt es zwei Schulen: Classical und Contemporary (mehr Infos dazu findest du in meinem allerersten Blogbeitrag). Contemporary Pilates bietet eine Vielfalt verschiedener Schwerpunkte und Variationen, zum Beispiel Faszien-Pilates, Schwangerschafts-Pilates, Pilates für Läufer, Pilates mit Kleingeräten... In beiden Sportarten hast du also zahlreiche Möglichkeiten!
Die wichtigste und schönste Gemeinsamkeit ist allerdings folgende: Yoga und Pilates sind für fast jede:n geeignet und können ohne besondere Vorkenntnisse oder Fitnessstandards begonnen werden. Deshalb werden sie als besonders gesundheitsfördernd angesehen und dürfen heute in kaum einem Fitnessstudio fehlen. Egal wie lange und auf welchem Niveau du sie betreibst, du tust deinem Körper auf jeden Fall etwas Gutes.
Kein Wunder also, dass sich beide Sportarten großer Beliebtheit erfreuen. Neben den genannten Ähnlichkeiten gibt es aber auch jede Menge Unterschiede, die man auf jeden Fall kennen sollte, um sich für eine der beiden Sportarten zu entscheiden – und um den jeweiligen Lehrer*innen endlich gerecht zu werden ;-) .
Unterschiedlicher als man denkt – Die grundlegenden Differenzen zwischen Yoga und Pilates
Trotz der vielen Berührungspunkte sind Pilates und Yoga zwei unterschiedliche Disziplinen.
Der vielleicht bedeutendste Unterschied liegt in ihrer Herkunft: Yoga ist keine Sportart im eigentlichen Sinne, sondern eine mehrere tausend Jahre alte, indische Lebensphilosophie und bezeichnet den Weg zur Selbsterkenntnis durch Meditation, Atmung und Bewegung. Der spirituelle Aspekt steht traditionell im Vordergrund und die verschiedenen Positionen - sogenannte „Asanas“ - sind nicht in erster Linie als Sport gedacht, sondern sollen den Körper auf die anschließende Meditation vorbereiten und diese unterstützen.
Obwohl die Verbindung von Körper und Geist auch im Pilates wichtig ist, wurde Pilates während des ersten Weltkrieges vom Deutschen Joseph Pilates in erster Linie als Kräftigungsprogramm konzipiert, um die körperliche Fitness zu verbessern. Er entwickelte seine „Contrology“-Methode kontinuierlich weiter und Pilates kam in den 1960er Jahren in den USA zu wachsender Beliebtheit. Mehr über die Ursprünge vom Pilates erfährst du auch in meinem ersten Blogbeitrag.
Die unterschiedlichen Ursprünge erklären auch die verschiedenen Bewegungsabläufe zwischen den Disziplinen: Auch wenn es in einigen Yogastilen sehr fließende Bewegungen und Übergänge gibt, besteht Yoga grundsätzlich aus Posen („Asanas“), die man meist länger hält. Im Pilates geht es hingegen um komplette, mehr oder weniger komplexe Übungen, die wiederholt werden. Auch im Pilates sind fließende Übergänge wichtig und Teil des ursprünglichen Konzeptes, abhängig vom Ziel des Kurses oder des Kunden kann dieser Aspekt aber mehr oder weniger im Fokus stehen.
In beiden Sportarten spielt außerdem die Atmung eine wichtige Rolle, sie wird aber grundsätzlich anders eingesetzt. Beim Yoga gibt es sehr viele unterschiedliche Atemtechniken, die meistens auch einen spirituellen Zweck haben. Im Pilates unterstützt die Atmung die Bewegung und kann dadurch stabilisierend oder mobilisierend wirken, oder sogar den Rhythmus der Bewegung vorgeben.
Während Yoga nur auf der Matte bzw. mit kleineren Hilfsmitteln wie Blöcken oder Gurten ausgeführt wird, wird Pilates neben der Matte auch auf speziellen Großgeräten – dem von Joseph Pilates entwickelten, sogenannten „Apparatus“ – praktiziert.
Was ist besser?
Wie immer bei der Wahl eines Sports gibt es auf diese Frage nur subjektive Antworten. Was für eine*n sehr gut funktioniert, mag für jemand anderen nicht so gut funktionieren.
Ich persönlich bin natürlich von der Kraft des Pilates sehr überzeugt, denn ich habe dadurch sehr positive Veränderungen in meinen Körper bemerkt. Da ich hypermobil, also überbeweglich bin, habe ich mich häufig beim Yoga verletzt. Die Stabilität und Kontrolle von Pilates haben mir hingegen dabei geholfen, Kraft aufzubauen und dabei weiterhin flexibel zu bleiben.
Ich mag aber auch an Yoga, dass es sehr viel inneren Frieden bringen kann, besonders wenn man eine der spirituelleren Arten ausübt.
Wie immer gilt bei der Wahl zwischen beiden Sportarten: „Probieren geht über Studieren.“ Schnupper doch in beides rein und entscheide, was besser zu dir passt. Dafür eignet sich im Pilates zum Beispiel mein Pilates-Online-Kurs.
Egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir viel Spaß dabei! Wenn du dich zwischen den beiden Disziplinen so gar nicht entscheiden möchtest, gibt es übrigens noch eine dritte Option: Du kannst auch „Yogilates“ ausprobieren, ein (recht neues) Training, das Elemente beider Sportarten zusammenbringt. Ich habe es selbst bisher noch nicht probiert, also berichte mir gern von deinen Erfahrungen, wenn du es getestet hast ;-)